Besser texten? Sinnlich schreiben! (Nicht nur zur Weihnachtszeit)

Müde und durchgefroren laufe ich nach Hause. Es ist schon dunkel und irgendwie trübe, so Dezember-trübe. Ich trete mit meinem rechten Fuß in eine tiefe Pfütze. Sie ist tief; so tief, dass Wasser von oben in meinen Schuh läuft. Der Socken saugt sich nun voll. Es fühlt sich klebrig an und kalt und unangenehm. Ich will einfach nur ankommen. Wenigstens regnet es nicht mehr.

Ich drehe den Schlüssel um, öffne die Tür und stehe im Hausflur. Es riecht süßlich, vielleicht ein bisschen vanillig-zimtig, ich kann es nicht genau sagen. Backen die Nachbarn? Ich steige die Treppen hinauf und ärgere mich. Mein Fuß schwimmt fast im Schuh. Hätte ich den unten auskippen müssen?

Der Geruch wird stärker – ist das nicht Anis? Und was ist da noch? Klingelt da jemand? Glöckchen vielleicht? Hinter meiner Wohnungstür höre ich ein Kichern und Tuscheln und ein viel zu lautes „pssssst!“ …

Mehr als nur Augen – sinnlich schreiben heißt, alle Sinne anzusprechen

Was ist ein Blogartikel ohne Leser? Ein toter Text. Wie aber kann ich meine Leser dazu bringen, an meiner Geschichte dranzubleiben? Wie gelingt es, dass Leser mit meinem Text mitgehen, mitfühlen, vielleicht mitleiden oder sich mitfreuen?

Gerade jetzt zur Weihnachtszeit gelingt das besonders gut, wenn du Geschichten schreibst, die für deine Leser erlebbar, erfahrbar, erspürbar sind. Mit allen Sinnen. Je mehr Sinne du ansprichst, umso erlebbarer wird dein Text. Und je detaillierter du beschreibst, umso leichter wird dein Leser ins Erleben eintauchen können.

Genuss mit allen Sinnen. Mit wie vielen Sinneskanälen kannst du wahrnehmen?

Geschichten erspüren dank sinnlicher Beschreibungen

Was siehst du? Welche Farben, Formen, Licht und Schatten, welche Personen und Dinge? Beschreibe genau, was da ist.

Was riechst du? Ist da ein unangenehmer Geruch? Oder einer, der nicht ganz zur Situation passt? Riecht es gut, fluffig, blumig, süß-plüschig-niedlich? Oder schlecht, ranzig, aufdringlich, herb, Fußballstadion-mäßig? Beschreibe gern auch mit abgefahrenen Vergleichen.

Was hörst du? Von wo kommt das Geräusch? Ist es klar, krachend, dumpf, grell, bassig? Ist es laut, leise, flüsternd? Ansteigend oder absteigend? Schwillt das Geräusch an oder ebbt es ab? Klingt es oder tönt es? Das Knistern einer Kerze oder Schritte im Schnee sind Klassiker bei der weihnachtlichen Geräuschkulisse.

Was schmeckst du? Ja, das ist oft etwas schwieriger, aber auch hier kannst du beschreiben: Ein bitterer Geschmack im Mund, die herb-süße Schokolade, die du zum Backen nutzt, saure Zitrone oder ein undefinierbarer Geschmack vom Rest kalten Kaffees? Sei kreativ, dieser Sinn kann starke Emotionen auslösen, denn unser Mund ist ein sehr intimer Bereich.

Was fühlst du? Wie fühlt sich etwas an? Eine Oberfläche, glatt, kratzig, huckelig? Warm, kalt, heiß? Wie fühlt sich eine Berührung an auf der Haut? Geheimnisvoll, verstörend, verwirrend? Macht sie wach, glücklich, ein wohliges Gefühl im Bauch? Kribbeln deine Finger , weil sie jetzt in der warmen Wohnung wieder auftauen?

Weihnachten mit allen Sinnen genießen: Sinnlich schreiben ist mehr als sehen.

Wie genau? Sei für deine Leser Auge, Ohr und Mund

Du darfst genau, detailverliebt und fast schon erschreckend realistisch beschreiben. Je erlebbarer die Geschichte ist, umso mehr gehen die Leser mit. Sinnlich schreiben ist das Hilfsmittel, um die Leser aufmerksam und emotional lesen zu lassen. Das klappt mit positiven Bildern, aber auch mit negativen Zuständen. Du kannst also ein grinch-mäßiges Weihnachtsfest beschreiben oder aber den Himmel auf Erden in der Weihnachtsbäckerei.

Kurze Sätze in assoziativem Stil funktionieren übrigens besonders gut. Das geht natürlich nicht nur mit „Ich“, sondern auch in der direkten Ansprache. Nimm deine Leser mit und zieh sie in die Geschichte hinein. Probier es mal aus!

Hinter der Wohnungstür

… Als ich die Tür öffne, grinsen mich zwei Bäckermeister an. Ein kleiner Meister mit Mehl im Haar und eine große Bäckermeisterin mit Schoko-Finger-Abdrücken auf der Wange. Beide mit Schürzen bekleidet, die stark nach Kampf aussehen. Oder halt nach riesengroßem Spaß. Mir schlägt nun die volle Bandbreite Weihnachten ins Gesicht – Zimt, Orangen, Nelken, Schokolade. Kekse, Punsch, Früchtebrot.

Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen und weiß wieder, was bei Dezember-trübem Wetter das beste Heilmittel gegen nasse Füße ist: Menschen und Liebe. Ich wünsche eine frohe Weihnachtszeit!

Die Autorin:

Anna Koschinski von Entspannt und zielgerichtet bloggen

Auf Facebook ist sie unter Anna Koschinski Blog zu finden. Sie twittert als a_koschinski über #ContentMarketing, #Schreiben und #Blog.

Ein Gedanke zu “Besser texten? Sinnlich schreiben! (Nicht nur zur Weihnachtszeit)

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