Von Qualen, Ausflügen und Buntem: Monatsrückblick Februar

Selbstgemachte Qualen

Im Februar 2018 bin ich im Erlebnisbergwerk in Merkers in Thüringen den 10 Kilometerlauf unter Tage gelaufen. Bei der nächtlichen Anmeldung im September 2017 war ich bester Dinge, stand mir doch ein Halbmarathon kurz bevor. Da wären die 10 Kilometer doch ein Klacks. Naja, ein, zwei Erkältungen später lief ich den 10 Kilometerlauf im ehemaligen Salzbergwerk etwas weniger im Training als erhofft.

Ein Bild von meinem Lauf unter Tage 2018. Foto: Norbert Wilhelmi für Runner’s World und laufen.de

Nun wollte ich kurz vor meinem 40. Geburtstag – dem ich mit Vorfreude entgegenblicke – diesen einzigartigen Lauf wiederholen. Mir beweisen, dass ich es noch kann. Und nicht nur einen „schnöden“ 10er laufen, sondern just den unter Tage. Den mit den Höhenmetern. Und unter Tage ist es mit etwa 20 °C deutlich wärmer als die winterlichen -2 °C draußen.

In den Tagen vor dem Lauf sah es für meine Ambitionen nicht gut aus. Seit der Geburt von Little Miss Coffee2Stay hatte ich eine Blockade im Kopf, kam über 5 km nicht mehr hinaus. Ich war mir sicher, dass es vor allen Dingen Kopfsache ist und schaffte es Anfang des Monats, 7 1/2 km zu laufen. Ging besser als gedacht. Dann wurde bei unserem Hund etwas im Bauch gefunden, zum Glück gutartig – aber es stand auf der Kippe, ob die Wunde soweit verheilt sein würde, dass er das Wochenende in einem Hundehotel verbringen könnte. Little Miss Coffee2Stay sollte bei meinen Eltern bleiben, aber sie hatte zuletzt so gefremdelt. Und immer wieder bei mir die Frage im Kopf „Ist es das wert?“. Ja, war es! Ich hatte tagelang Muskelkater, mir taten die Füße weh, die Oberschenkel, der untere Rücken. Aber ich habe mich auch quasi umgehend für den Stuttgarter Frauenlauf im April angemeldet. Ein 5 km-Lauf, dem ich schon heute mit großer Vorfreude entgegen sehe. Merkers hat mich daran erinnert, dass Läufer eine großartige Gemeinschaft sind – etwas, das bei virtuellen Läufen untergeht. Als ich auf den Start wartete, kam ich mit meinem Nachbarn ins Gespräch, der für den Halbmarathon angemeldet war. Er wollte zum sechsten Mal antreten. Und da sein Lauf eine Stunde später begann als meiner, hat er bei den ersten beiden Runden tatsächlich am Rand gestanden und mir zugejubelt. Wir Alleinreisenden machten Fotos von einander, lächelten uns an, ermunterten uns gegenseitig. Und genau dieses miteinander statt gegeneinander macht die Gemeinschaft der Läufer für mich aus. Ist beim Parkrun übrigens auch genau so.

Belohnung

Ein weiteres Highlight im Februar war, nach drei Monaten endlich das Ergebnis harter Arbeit in den Händen zu halten: Das Sprachdiplom des Französischen Bildungsministeriums, das mir das Sprachlevel C1 bescheinigt. Der Morgen der Prüfung im November hätte auch gut bei der Versteckten Kamera laufen können. Ich lag gut in der Zeit, Little Miss Coffee2Stay war zufrieden bei Mister Coffee2Stay, ich war gut vorbereitet und war einigermaßen fit (den Vortag hatte ich noch siechend und stimmlos im Bett verbracht). Aber: Irgendein Idiot hatte das Kabel zum elektrischen Tor der Garage unserer Wohnanlage durchtrennt und das ließ sich nicht öffnen, so dass ich nicht mit dem Auto rauskam. Ich hatte keine Zeit, auf den Hausmeister zu warten. Die Bahn fuhr nicht, der Schienenersatzverkehr würde zu lange brauchen. Also bin ich mit dem Taxi los. Der Fahrer hat mich unterwegs super abgelenkt. Und irgendwann merkte ich, dass mein Bargeld (von dem ich normalerweise deutlich weniger mitführe als an diesem Tag) nicht reichen würde. Das Kartenlesegerät hatte der Nachtschichtkollege nicht geladen, der Bankautomat um die Ecke von meinem Institut, wo ich meine Prüfung ablegen sollte, war defekt, die Bank auf der anderen Straßenseite existierte nicht mehr. Und als ich den Tränen nahe wieder zu meinem Taxi zurückkehrte, sagte mein Taxifahrer nur „Sie gehen jetzt erst mal rein und konzentrieren sich auf die Prüfung und danach melden Sie sich bei mir.“ Und als wir danach telefonierten, war seine erste Frage, wie die Prüfung gelaufen ist. Diese Empathie berührt mich auch jetzt noch, fast vier Monate später.

Ausflüge

Im Februar waren wir so oft wie möglich auf dem Spielplatz – und da eine befreundete Mama ein neues Objektiv hat, sind dabei auch ganz tolle Bilder von Little Miss Coffee2Stay und mir entstanden.

Seit Anfang des Monats genieße ich einen Yogakurs, bei dem Little Miss Coffee2Stay in einem Spielzimmer betreut spielen kann. Das tut uns beiden richtig gut.

Bei der Handball EM ist Mister Coffee2Stay erstmalig mit Handball in Kontakt gekommen und hat es für gut befunden. Und da wir in Stuttgart einen Verein in der Handball-Bundesliga haben, waren wir Mitte Februar beim Spiel gegen Wetzlar – und haben uns irre über den Sieg gefreut.

Damit der Monat nicht allzu sportlich ausgeht, haben Little Miss Coffee2Stay das Abholen eines Regals mit einem Besuch bei Ritter Sport in Waldenbuch verbunden. Leider gibt es dort für Kinder in ihrem Alter gar nicht mehr so viel zu sehen oder anzufassen, aber allein schon weil es dort so schön bunt ist, fand sie es toll.

Ich bin im Februar außerdem 284.359 Schritte gelaufen, was offenbar um die 171 km sind.

Literarische Ausflüge

Ich habe im Februar drei wunderbare Bücher gelesen beziehungsweise gehört. Confessions of a Forty-something F**k Up von Alexandra Potter hat mir richtig gut gefallen. Darin geht es um Nell, eine Frau in den 40ern, die den Eindruck hat, dass nur sie ihr Leben nicht im Griff habe, während alle um sie herum Karriere, Haus, Kind und vor allen Dingen einen Plan haben. Das Gefühl kennen wir sicher alle – und wie leicht vergessen wir, dass Instagram und Co nur einen gut ausgeschnittenen, und oft genug gut gefilterten Aspekt des vermeintlich perfekten Lebens anderer Leute abbildet. Ein Buch, das zum Lachen, Augenrollen und manchmal auch berührt innehalten einlädt. Definitiv 5 von 5 Sternen!

Von Freya Sampson hatte ich „The Lost Ticket“ beziehungsweise „The Girl on the 88 Bus“ im vergangenen Jahr gelesen und sehr genossen. Im Februar habe ich ihr Debüt nachgeholt. Auch in The Last Library (oder in den USA „The Last Chance Library“) beschreibt Freya Sampson Menschen, die herrlich unperfekt sind. Es geht um eine kleine Bibliothek, die geschlossen werden soll. Durch die unterschiedlichen Charaktere erfahren wir, wieviel mehr als eine Ansammlung staubiger Bücher in Regalen eine Bücherei ist. Ein wunderbares, anrührendes Buch. Auch hier: 5 von 5 Sternen.

The Fairytale Life of Dorothy Gale von Virginia Kantra ist an den Zauberer von Oz angelehnt – wenn Du die Geschichte aber nicht (gut) kennst, ist das völlig egal. Im Roman zieht die angehende Autorin Dorothy aus Kansas nach Dublin, um ihren Universitätsabschluss zu Ende zu bringen. Ihr Ex hat ihr übel mitgespielt und ihr Umzug ist ein Neuanfang, aber auch eine Flucht. Sie findet in einer Studentin aus einer Sikh-Familie eine Freundin und Löwin, in einem Veteranen einen Mann ohne Herz und in einem Verkäufer einen Mann ohne Hirn. Das Buch ist mit richtig viel Liebe geschrieben und macht Spaß – die Verweise auf die Geschichte um den Zauberer von Oz sind oft mit einem Augenzwinkern geschrieben. 4 1/2 von 5 Sternen – aber nur, weil ich so irre gerne mehr davon gelesen hätte.

Aktuell höre ich außerdem Carnegie’s Maid von Marie Benedict, die ich sehr mag. Anders als in den Büchern, die ich von ihr bisher gelesen habe, steht hier eine fiktive Person im Mittelpunkt. Es geht um Clara Kelley, eine Irin, die als Dienstmädchen bei Andrew Carnegies Familie in Pittsburgh arbeitet und seine Philantrophie inspirieren soll. Die verschiedenen Akzente sind klasse gesprochen! Wusstest Du übrigens, dass Andrew Carnegie (der mit der Carnegie Hall in New York) und Dale Carnegie (der mit den Freunden und dem Beeinflussen von Menschen) nicht verwandt sind, auch wenn letzterer das gerne gehabt hätte?

Auf Papier lese ich aktuell Check & Mate (Zug um Zug zur Liebe auf Deutsch – wie grausig klingt das denn?) von Ali Hazelwood. In der Geschichte geht es um Mallory und Nolan, die beide Schach spielen – auch wenn Mallory das vor vier Jahren aufgegeben hatte. Aus Geldnöten heraus fängt sie wieder an und kann es noch. Nolan hingegen führt aktuell die Rangliste der weltbesten Schachspieler an. Naja, und da es der deutsche Titel verrät, werden sich die beiden wohl näherkommen.

Genüsse

Die meisten Arbeitstage im Februar habe ich mit Overnight Oats begonnen. Wie herrlich einfach, abends die Haferflockenmischung in das Glas zu geben und mit Hafermilch aufzugießen. Mache ich jetzt wieder öfter und ich freue mich darauf, wenn es dann wieder frische Beeren gibt, die nicht quer durch die Welt importiert werden.

Ich habe auch relativ häufig Sonntags gebacken, unter anderem gab es wunderbar saftige Zitronen-Joghurt-Cupcakes nach einem Thermomix-Rezept.

Blogbeiträge

Auf dem Blog gab es ebenfalls Fröhlich bunte Cupcakes, mit denen ich am „Wir sind bunt“-Boom teilgenommen habe. Hier haben sich Foodblogger gegen rechts positioniert, denn bunt ist das Leben einfach schöner. Ich bin davon überzeugt, dass im Leben alles politisch ist und ich bin entsetzt, was für Kommentare andere Blogger aus der Gruppe bekommen haben.

Ich habe im Januar zum ersten Mal einen Monatsrückblick geschrieben und fand das toll, den Monat so auch für mich noch einmal Revue passieren zu lassen. Am 12. Februar habe ich Dich mit zur Arbeit genommen, und Dir in den 12 von 12 von meinem Alltag erzählt.

Und weil Erinnerungen durch den Magen gehen, haben wir „Leckeres für jeden Tag“-Blogger Anfang des Monats Kindheitserinnerungen serviert. Bei mir gab es Eierkuchen wie bei Mama.

Was war Dein Highlight in diesem Monat? Was kann weg? Erzähl es mir gerne in den Kommentaren.

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